Klaus & Amber

Es war Nacht, doch ich konnte wie üblich nicht schlafen. Woran das lag, konnte ich nicht sagen. Da ich keine Lust mehr hatte sinnlos rumzuliegen, stand ich auf, zog mir was an und verließ dann leise das Haus. Schließlich wollte ich ja niemanden unnötig aufwecken. Als ich draußen war, wehte mir der Wind durchs Haar und ich musste feststellen, dass es äußerst kalt war. Aber egal, ich wollte nicht mehr zurück ins Haus gehen, um mir eine Jacke zu holen. Also ging ich einfach weiter, bis ich in einer dunklen Gasse ankam.

Eine wundervolle Nacht. Wolkig ... hier und da ein paar Sterne. Perfekt. Perfekt um zu jagen. Ich hatte Stefan einige freie Zeit gegönnt. Das war eigentlich nicht so meine Art. Aber im Moment lief sowieso nichts so wie es sollte. Ich hatte also gerade eine liebreizende junge Frau in einer dunklen Gasse 'verspeist', als ich Schritte hörte. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe mir das Blut vom Mund zu wischen und warf die blutleere Leiche in einen der Müllcontainer und wartete auf mein nächstes Opfer.

Irgendwie war es hier in dieser Gasse unheimlich. Aber dennoch. Ich kehrte nicht um und ging einfach weiter. Dann hörte ich ein Geräusch. Wie erstarrt blieb ich stehen. Was war das? War ich etwa nicht alleine hier? Mein Herz schlug mir plötzlich bis zum Hals und ich blieb einfach stehen. Meine Füße wollten sich einfach nicht mehr in Bewegung setzen. "Hallo? Ist hier jemand?" fragte ich dann mit zittriger Stimme.

Ich grinste fies, als ich die zittrige Stimme hörte. Genau das was ich wollte. Angst. Ich wollte, dass man sich vor mir fürchtete. Ich drehte mich also zu der Stimme. Im Schein der flackernden Straßenlaterne konnte ich ein junges Mädchen sehen. Meine Augen blitzten vor Sehnsucht nach ihrem Blut als ich ihre reine, weiße Haut sah.

Ich bekam keine Antwort. Also war wohl doch niemand hier. Aber das konnte ich mir schwer vorstellen. Ich konnte regelrecht spüren, dass ich nicht alleine war. War mein Bruder etwa hier? Wollte er mir Angst einjagen? Wenn ja, dann klappte es ganz gut. Ich schloss die Augen und drehte mich um. Ich wollte hier nur mehr weg. Egal, wer oder was hier war, ich wollte es gar nicht wissen.

Als sich die junge Frau umdrehte, entfuhr mir absichtlich ein hämisches Lachen. "Denkst du es ist schon Zeit zu gehen, meine Liebe", rief ich leise mit rauher Stimme aber so, dass ich wusste, dass sie mich noch hörte. Ich legte den Kopf schief und ging ein zwei Schritte in ihre Richtung. Jetzt konnte man wenigstens meinen Schatten erkennen.

Gerade als ich die Gasse verlassen wollte, hörte ich eine unbekannte Stimme. Diese Stimme verpasste mir eine Gänsehaut. Und ich wusste nicht wieso, aber ich konnte nicht mehr weitergehen, also drehte ich mich wieder zurück und konnte einen Schatten erkennen. "Ja, ist es." antwortete ich darauf nur und wollte eigentlich nur mehr weglaufen, aber ich tat es nicht.

Ich lachte wieder mein hämisches Lächeln.
"Du brauchst dich .. doch nicht zu fürchten, Liebes." Ich tat noch einen Schritt. Ich stellte mir vor wie ich Blut schmeckte. So süß wie sie aussah? Ich stellte mir ihre Hilfeschreie vor, während ich zubeißen würde. Und wie sie langsam verebben würden, weil sie die Kraft einmal nicht mehr aufbringen kann.

"Ich fürchte mich auch nicht. Wieso sollte ich mich auch fürchten? Dafür gibt es ja keinen Grund." meinte ich dann, immer noch mit zittriger Stimme. Okay, ich hatte tatsächlich Angst. Das konnte ich leider nicht leugnen. Wieso musste ich auch um diese Zeit noch rausgehen und dann auch noch in eine dunkle verlassene Gasse? Das war ziemlich unklug von mir. "Und nenn mich nicht Liebes, ist das klar?" fügte ich dann noch ein wenig bissig hinzu.

Ich lachte noch einmal. Nur diesmal leiser. Vielleicht sollte ich mein kleines Spielchen langsam zu Ende bringen. Ich trat nun noch einen Schritt vor und stand ein wenig im Schein der immer noch flackernden Laterne. Die würde ich bei Gelegenheit mal ganz austreten. Ich hatte mir noch immer nicht das Blut vom Mund gewischt und lächelte die junge Frau jetzt böse an.

Was wollte dieser Kerl von mir? Da wäre mir ja mein Bruder doch lieber gewesen, auch wenn ich mich mit Andy im Augenblick weniger verstand. Schließlich trat dieser unheimliche Typ ins Licht der Laterne. Ich sah ihn an und erschrak bei dem, was ich sah. Um seinen ganzen Mund war Blut. Oh mein Gott! War das ein Psychopath oder so etwas? Ich ging einige Schritte zurück und fragte mich, wieso ich denn nicht einfach davonlief.

"Wäre das nicht der geeignete Moment um zu laufen", fragte ich mit einem hämischen Grinsen und näherte mich hier noch ein Stückchen. Ich fragte mich, ob sie sich zutraute vor mir fliehen zu können oder ob sie keine Chance darin sah. Dann wischte ich mit meinem Handrücken über meinen Mund und legte den Kopf schief. Meine Augen veränderten sich schon vampirisch.

Dieser komische Typ fragte mich, ob es jetzt nicht ein geeigneter Moment wäre, um zu laufen. Okay, das ließ ich mir normalerweise nicht zwei mal sagen, doch meine Füße setzten sich nach wie vor nicht in Bewegung. Es war so, als wäre ich festgewachsen oder erstarrt. Vermutlich starr vor Angst. Keine Sekunde lang wandte ich meinen Blick von ihm ab. Ich bemerkte die Veränderung seiner Augen und wollte am liebsten schreien, doch auch meine Stimme war wie gelähmt.